Dies ist Teil 39 von 62 im Buch Sheltered Dreams
Lesedauer: 5 Minuten

21 Half Moon Bay Teil 1

Die Fenster unten, den Fahrtwind in den Haaren, die Sonne im Gesicht und das Lied „American Pie“ im Radio, so würde sich Joanna immer an die Fahrt mit Carter über den Highway One erinnern. Carter sang lautstark mit, dabei klopfte er im Rhythmus der Musik mit den Händen auf das Lenkrad. Joanna wippte im Takt mit den Füßen und sah hinaus auf den glitzernden Pazifik.
»Da ist es«, sagte Carter, als er das Auto auf einem verlassenen Parkplatz vor einem baufälligen Gebäude abstellte.
»Die Lage am Strand ist ein Traum. Der Rest eher weniger«, merkte Joanna an, während sie über die Substanz ein erstes Urteil fällte, das nicht besonders gut ausfiel. Ein großer Teil der Fassade war baufällig, die Fensterscheiben zersplittert. Durch das löchrige Dach waren Dachbalken zu erkennen.
»Ich befürchte, dass dieses Objekt kernsaniert werden muss, was mein veranschlagtes Budget sprengt. Die Stiftung steckt in den Kinderschuhen und die Sponsorensuche hat erst angefangen, daher muss ich die Kosten im Auge behalten«, merkte Joanna an, nachdem sie das Gebäude einmal umrundet hatten.
»Ich bin überzeugt, dass es sich lohnt, am Anfang mehr Geld zu investieren. Ich rechne dir die Sanierungskosten gerne durch. Die Location ist ein perfektes Vorzeigeobjekt für deine Stiftung. Damit köderst du auf lange Sicht die dicken Fische und wirst das Geld garantiert wieder reinholen.«
»Carter Doyle, du bist ganz schön gewieft.«
»Ich habe nicht völlig verlernt, wie der Hase läuft. Außerdem geht es um den guten Zweck.«
Sie legte den Kopf schief und bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick.
»Warum schaust du mich so an?«, erkundigte sich Carter.
»Du wärst der perfekte Botschafter für die Stiftung.«
Er winkte sofort ab. »Oh nein, das vergiss schnell wieder. Ich stehe dir gerne im Hintergrund zur Seite, aber ich werde auf keinen Fall Reden schwingen und mein Gesicht in irgendwelche Kameras halten.«
»Aber damit ködern wir die dicken Fische. Du würdest richtig was bewegen und dafür sorgen, dass die Spendengelder rollen.«
Carters Mundwinkel verzogen sich amüsiert nach oben. »Wir müssen mit diesen Machtspielchen aufhören. Es ist nicht fair, meine eigenen Worte gegen mich zu verwenden.«
»Die Methoden des Gegners zu nutzen, um ihn zu schlagen, ist eine bewährte Strategie. Damit hören wir definitiv nicht auf. Vor allem, weil mir das mit dir viel zu viel Spaß macht.«
»Kann ich für den Rest des Tages eine Waffenruhe aushandeln?«
»Akzeptiert, aber das letzte Wort über deine Funktion in der Stiftung ist noch nicht gesprochen.«
»Doch, und es kam von mir.«
»Glaubst du.«
»Nein, weiß ich.«
Joanna tätschelte ihm die Wange. »Okay, Schatz. Was immer du sagst.« Dann lief sie lachend über den Strand davon.
»Na warte.« Carter sprintete ihr hinterher. Nach einigen Metern bekam er sie am Arm zu fassen. Bei dem Versuch, sie festzuhalten, strauchelte Joanna. Beide landeten unter Gelächter im Sand.
»Du hast eine interessante Vorstellung von Waffenruhe«, merkte Carter an.
Sie pikste ihm mit dem Zeigefinger in die Rippen. »Ich? Du verdrehst die Tatsachen. Die Vereinbarung hast du gebrochen, indem du mich aus dem Gleichgewicht gebracht hast.«
Carter griff nach ihrer Hand, um sie davon abzuhalten, weiterhin seine Rippen zu malträtieren. Joanna wehrte sich lachend und beim folgenden Gerangel landete sie auf ihm. Jede Faser in Carters Körper spannte sich an. Sie so nah zu spüren war Folter und Genuss zugleich. Ihm wurde heiß, ein Funke von Erregung blitzte in ihm auf.
Er sah sie auf diese spezielle, durchdringende Art an, was ein Beben durch Joannas Körper sandte. Statt aufzustehen, schmiegte sie sich enger an ihn. Für einen Moment ließ sie ihrer Sehnsucht nach seiner Wärme freien Lauf, genoss das Gefühl. Unterdessen war Carter dabei, die Herrschaft über seinen Körper zu verlieren. Mit einer Hand glitt er Joannas Rücken hinab, bis er den Ansatz des Pos erreichte. Sein Blick ging zu ihrem Mund. Beide waren so ineinander versunken, dass sie der Brandung keine Beachtung schenkten. Joanna schrie erschrocken auf, als sie von einer kräftigen Welle erfasst wurden. Bis auf die Haut durchnässt sahen sie sich an und bekamen einen Lachanfall. Carter rappelte sich hoch, bevor die nächste Welle an Land spülte, dann half er Joanna auf die Beine. Der kühle Wind vom Meer sorgte bei ihr sofort für eine Gänsehaut, sie begann zu zittern. Carter legte fürsorglich den Arm um Joanna, bis sie den Wagen erreichten. Im Kofferraum suchte er nach der Decke, die er immer für Notfälle dabei hatte und runzelte die Stirn, weil sie nicht an ihrem Platz lag. »Wo ist denn die Decke hin? Sicherheitsschuhe, Arbeitsschutzhelm, Handschuhe«, murmelte er, während er die Teile zur Seite schob.
»Die Kombination sieht garantiert heiß an dir aus. Wie wäre es mit einer Vorführung?« Joanna wackelte mit den Augenbrauen.
»Das hättest du wohl gerne.«
»Irgendwie muss mir doch warm werden, wenn du sonst nichts zu bieten hast. Ist ein langer Weg nach Hause.«
Sein Mund verzog sich zu einem anzüglichen Grinsen. »Du solltest vorsichtiger mit deinen Wünschen sein, ansonsten könnte dir gleich gefährlich heiß werden.«
»Gefährlich heiß? Dass du mir einheizen kannst, musst du erst mal beweisen.«
»Ich muss gar nichts mehr beweisen, du bist doch schon feucht.« Er sah sie nicht an, sondern suchte gelassen weiter nach der Decke. Lediglich das leichte Zucken seiner Mundwinkel deutete darauf hin, dass er ein Lachen zurückhielt.
Joanna prustete sofort los. »Bestnote für Schlagfertigkeit, Doyle. Das macht dir so schnell keiner nach.«
»Du hast mich herausgefordert.« Er fand die Decke, faltete sie auseinander und hielt sie hoch. »Zieh deine Sachen aus und wickel dich in die Decke ein.«
»Und dann?«
»Fahren wir in den nächsten Ort, um trockene Klamotten zu kaufen.«
Joanna schälte sich aus dem nassen Kleid, dann zog sie die Decke fest um ihren Körper. »Irgendwie dachte ich, nach dieser charmanten Bitte, meine Kleidung auszuziehen, würde etwas Romantischeres zwischen uns passieren.«

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