Dies ist Teil 18 von 62 im Buch Sheltered Dreams
Lesedauer: 3 Minuten

10 Das Angebot – Teil 2

Carter machte eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Werkzeuge im Schuppen, notierte das Material, das er für die anstehende Renovierung besorgen musste. Sobald er das Zuschlagen einer Autotür hörte, trat er ins Freie. Vor dem Haus stand eine elegante schwarze Limousine, aus der ein muskelbepackter Mann ausstieg. Das musste Carlos sein.
»Hallo, ich bin Carter Doyle.«
»Carlos Vazquez.« Die Männer begrüßten sich mit einem festen Händedruck. Carlos unterzog sein Gegenüber einer eingehenden Musterung, die Carter stoisch über sich ergehen ließ.
»Mir liegt es nicht, um den heißen Brei zu schleichen«, sagte Carlos ohne Umschweife. »Joanna hat offenbar den Verstand verloren. Bei jedem anderen, der aus dem Nichts in ihrem Umfeld auftaucht, wäre ich nicht weniger alarmiert. Das hat nichts mit deiner …« Carlos machte eine kurze Pause, suchte nach dem richtigen Wort. »… Lebenssituation zu tun. Joannas Sicherheit ist das oberste Gebot für mich. Meine Frau hat dich ins Herz geschlossen, aber mir musst du erst beweisen, dass du vertrauenswürdig bist.«
Joanna kam aus dem Haus und begrüßte Carlos mit einer Umarmung. »Ich bin dir wie immer dankbar für deine Sorge, aber du kannst dir das Verhör sparen. Carter ist in Ordnung und wie du siehst, bin ich unversehrt«, sagte Joanna, dabei drehte sie sich vor Carlos einmal im Kreis.
»Als ich gehört habe, dass du einem völlig Fremden Zutritt zum Grundstück gegeben hast und allein mit ihm hierher gefahren bist, hatte ich fast einen Herzinfarkt. Wenn du schon nicht an dich denkst, dann bitte wenigstens an mein Wohlergehen.«
»Der Mann nimmt nie ein Blatt vor den Mund. Wenn ihm etwas nicht passt, kriege ich das um die Ohren gehauen.« Joanna lächelte Carlos an. »Und genau deswegen mag ich ihn.«
»Du hast nicht erwähnt, dass ich durchaus auch Lob ausspreche«, sagte Carlos.
»Ehrlich? Ich wüsste nicht, dass schon jemals anerkennende Worte aus deinem Mund gekommen sind.«
»Na, dann hör jetzt besser genau hin.« Er zwinkerte Joanna zu, bevor er sich an Carter wandte. »Du hast nach dem Sturm gute Arbeit geleistet. Danke fürs Aufräumen und die Reparaturen. Meine Wertschätzung hast du dir zumindest in dem Bereich verdient. Außerdem hast du jedes benutzte Arbeitsgerät wieder an den richtigen Platz geräumt. Ich hatte mal eine Aushilfe, die mich in den Wahnsinn getrieben hat, weil sie dachte, Ordnung sei Nebensache.«
»Der arme Mann hat keine zwei Tage bei uns überlebt«, gab Joanna schmunzelnd an. »Das war das erste und das letzte Mal, dass ich Carlos Hilfe besorgen wollte. Du hast soeben den Ritterschlag bekommen.«
Carter deutete vor Carlos eine Verbeugung an. »War mir eine Ehre.«
»Hast du alles dabei?«, erkundigte sich Joanna bei Carlos. Der griff daraufhin nach einem Aktenkoffer, den er Joanna überreichte und nach einem Rucksack, den er Carter in die Hand drückte.
»Meine Frau meinte, du bräuchtest deine Sachen dringender hier und hättest sicher nichts dagegen, wenn sie für dich packt«, ließ er Carter wissen, als er seinem fragenden Blick begegnete.
Joanna ging mit Carter am Küchentisch die Unterlagen durch. Er unterschrieb die Dokumente und zum Schluss überreichte sie ihm alle notwendigen Schlüssel, die Kreditkarten, den Laptop und das Handy.
»Meine Nummer ist eingespeichert, genau wie die von Carlos und Rosa. Melde dich jederzeit, wenn du Fragen hast oder Hilfe brauchst.« Joanna ging mit Carter nach draußen und stieg in den Wagen. »Danke, dass du die Arbeiten hier übernimmst. Damit hilfst du mir sehr.«
»Nein, du hilfst mir. Danke für dein Vertrauen.« Carter winkte ihnen hinterher. Voller Vorfreude blickte er auf die arbeitsreichen Tage. Er hatte ein Dach über dem Kopf und ein bequemes Bett. Joanna bot ihm eine Verschnaufpause, ein Luftschnappen nach Monaten auf der Straße. Sie brauchte Hilfe und er eine Aufgabe, daher hatte er das Angebot, ohne länger darüber nachzudenken, angenommen. Ihr war es erneut gelungen, seinen Widerstand einfach niederzukämpfen. Wobei er sich nicht wirklich gewehrt hatte. Sie schien genau zu wissen, wie sie seine Schutzmauern umgehen konnte. Darüber würde er gelegentlich nachdenken müssen.

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Kapitel 10 – Das Angebot

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