Dies ist Teil 25 von 62 im Buch Sheltered Dreams
Lesedauer: 4 Minuten

13 Es brodelt in der Gerüchteküche – Teil 2

»Hast du einen Moment Zeit für mich?«
»Für den besten Assistenten der Welt, der sogar sein Leben in New York auf Eis gelegt hat, um mir hierher zu folgen, habe ich immer Zeit.« Joanna lächelte Rylan an, aber ihr Lächeln erstarb, sobald sie seinen ernsten Gesichtsausdruck sah. Als er zusätzlich die Tür hinter sich schloss, war sie endgültig besorgt.
»Wenn du kündigen willst, muss ich dir mitteilen, dass das völlig unmöglich ist. Ohne dich kann ich nicht existieren. Du hast einen verpflichtenden Vertrag auf Lebenszeit«, versuchte sie es mit einem Witz.
Rylan setzte sich. »Du kennst mich. Geht es um Klatsch und Tratsch, halte ich mich raus. Aber vorhin habe ich zufällig ein Gespräch mitbekommen, von dem du wissen solltest. Es ging um Carter. Danielle hat eindeutig eine Grenze überschritten.«
Joanna blickte ihn fragend an.
»Ich war auf dem Weg in die Kaffeeküche, als ich Carter vor der angelehnten Tür stehen sah. Erst habe ich mich gefragt, wieso er nicht reingeht, aber dann wurde mir klar, warum.« Er erzählte Joanna im Detail von der Unterhaltung und endete mit den Worten: »Mich interessiert nicht, auf welchem Weg Carter die Stelle bekommen hat, oder ob euch beide mehr als ein Arbeitsverhältnis verbindet. Aber Danielle kann nicht einfach private Daten, wie Carters Adresse und sein Gehalt, herausposaunen. Da frage ich mich, ob sie Datenschutz allgemein als optional betrachtet. Wer weiß, was sie sonst noch alles verbreitet. Die Personalleitung sollte sich grundsätzlich nicht in der Gerüchteküche aufhalten, um dort in der Suppe zu rühren, und vor allem sollte sie nicht selbst kräftig nachwürzen.«
Joanna gab Rylan völlig recht. »Carter hat das alles ebenfalls gehört?«
»Ja, und er sah nicht glücklich aus.«
Joanna fluchte lautlos in sich hinein. Dann bat sie Rylan: »Sag Danielle, sie soll sofort zu mir kommen.«
Sie wählte Carters Durchwahl, landete aber direkt bei Alana.
»Oh, ich dachte, du wüsstest, dass sich Carter nicht wohlfühlt. Er ist nach Hause gefahren. Wesley übernimmt für ihn, bis er wieder fit ist. Mach dir keine Sorgen, wir haben alles im Griff«, sagte sie.
Joanna versuchte, Carter auf dem Handy zu erreichen. Der Anruf wurde sofort auf die Mailbox weitergeleitet. Sie rief Carlos an, erklärte ihm, was passiert war und fragte, ob Carter im Gästehaus sei. Als Carlos sie daran erinnerte, dass Rosa und er ihren freien Tag hatten und einen Ausflug machten, wäre sie am liebsten sofort nach Hause gefahren, um nach Carter zu sehen, aber das musste warten, denn in der Sekunde erschien Danielle.
»Schließ bitte die Tür und setz dich«, wies sie Danielle an. Joanna hasste es, solche Gespräche zu führen. Aber wer sich, egal aus welchem Grund, nicht an die Verschwiegenheitsklausel im Arbeitsvertrag hielt, der konnte nicht mehr für sie arbeiten. Schon gar nicht in leitender Funktion. Sie stellte Danielle mit sofortiger Wirkung frei.
Nach dem unerfreulichen Kündigungsgespräch übertrug Joanna die Personalleitung an Danielles Stellvertreter. Anschließend wies sie Rylan an, ein internes Rundschreiben über den Führungswechsel zu versenden.
»Wäre es für dich in Ordnung, wenn ich vorher mit Alana darüber spreche? Ich finde, sie sollte wissen, dass ich den Inhalt des Gesprächs gehört und weitergetragen habe, auch wenn ich bei ihr damit sicher keine Punkte sammle, weil ich gelauscht habe.« Rylan sah Joanna fragend an, die daraufhin eine Augenbraue hob und nur mit Mühe ein Grinsen zurückhielt.
»Schau mich nicht so an, wie eine Katze, die auf der Lauer liegt.«
Jetzt lachte Joanna doch. »Mir ist längst aufgefallen, dass du Interesse an Alana hast. Du kannst dein Versteckspiel beenden.«
Rylan seufzte. »Vor dir ist aber auch kein Geheimnis sicher. Ich mag sie. Sehr. Vom ersten Moment an. Hätte ich ihr vielleicht mal zeigen sollen, aber jetzt ist es dafür wohl zu spät.«
»Seit wann gibst du auf, bevor du überhaupt in den Kampf gezogen bist?«
»Sie findet Carter toll, falls du es vergessen hast.«
»Die beiden hatten ein paar entspannte Stunden nach der Arbeit in einer Bar. Das heißt doch noch gar nichts. Misch die Karten neu, lade sie zum Essen ein. Macht euch einen schönen Abend und lernt euch besser kennen. Zeig ihr, dass du sie magst. Das Essen geht auf mich.«
Rylans Gesicht hellte sich auf. »Wirklich?«
»Absolut. Und nun zurück an die Arbeit. Die erledigt sich schließlich nicht von allein.« Joannas Augen funkelten vergnügt.
»Du bist die beste Chefin aller Zeiten. Ich schicke dir das Rundschreiben zur Freigabe, bevor ich Feierabend mache.« Mit einem breiten Lächeln verließ Rylan beschwingt das Büro.
Zwischen den Besprechungen versuchte Joanna immer wieder vergeblich, Carter zu erreichen. Mit wachsender Unruhe fuhr sie bei einbrechender Abenddämmerung nach Hause. Joanna atmete erleichtert auf, da Carters Wagen in der Einfahrt parkte. Sie lief sofort zum Gästehaus, das sie verlassen vorfand. Carters persönliche Sachen waren verschwunden. Auf dem Tisch lagen Schlüssel, Smartphone, Laptop und ein handgeschriebener Brief.

Liebe Joanna,
ich habe heute erfahren, dass deine Firma wegen mir Schwierigkeiten mit einem wichtigen Auftraggeber hatte. Ich kann nicht zulassen, dass mein Ruf deinem Ansehen schadet. Im Büro ist alles gut organisiert. Wesley wird mit Alanas Unterstützung die Abteilung nahtlos übernehmen können, bis du Ersatz für mich gefunden hast. Es tut mir unendlich leid, dass ich dir Probleme bereite. Das habe ich nicht gewollt. Du weißt, was es mir bedeutet, dass du an mich geglaubt und mir diese Chance gegeben hast. Das werde ich dir niemals vergessen.
Carter

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Kapitel 13 – Es brodelt in der Gerüchteküche

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