24. Herz oder Kopf Teil 3
»Ja. Nein.« Er schnitt eine Grimasse. Carter wollte Joanna überall berühren, ihre faszinierenden Rundungen erkunden, sein verzweifeltes Verlangen nach ihr stillen, aber er hatte sich selbst das Versprechen abgenommen, nicht sofort aufs Ganze zu gehen. »Du machst es mir verdammt schwer, mich zurückzuhalten. Wie wäre es mit einer Pause? Wir könnten spazieren gehen.« Sachte fuhr er mit dem Zeigefinger über ihre Wange.
»Keine Lust. Außerdem regnet es«, sagte Joanna, dabei kuschelte sie sich enger an ihn. Erst jetzt bemerkte Carter die schweren Regentropfen, die auf das Dach trommelten. Joanna hatte ihn komplett aus dieser Welt entführt.
»Dann lass uns Pizza bestellen und einen Film schauen.«
»Nicht jetzt, später«, brummelte sie und platzierte Küsse auf Carters Hals. Unter Aufbringung des letzten noch vorhandenen Rests an Willensstärke rückte er von Joanna ab, was sie dazu veranlasste den Kopf zu heben und ihn anzusehen.
»Dir ist das Ernst mit der Pause«, stellte sie verblüfft fest.
»Ich möchte diese erste Zeit mit dir auskosten. Jede Sekunde in meinem Gedächtnis speichern. Langsam genießen, statt sofort die Überholspur zu nutzen.« Er hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.
Carter war völlig anders als die Männer, mit denen sie bisher zusammen gewesen war. Er drängte nicht, forderte nicht. Seit sie in San Francisco lebte, war sie nur einmal mit einem Mann ausgegangen. Der Abend hatte sich zu einem weiteren Dating-Desaster entwickelt und seitdem konnte niemand ihr Interesse wecken, bis Carter unverhofft in ihr Leben getreten war.
»Welchen Belag möchtest du auf deiner Pizza?« Carter blickte Joanna an, die nicht reagierte. Mit der Hand wedelte er vor ihrem Gesicht herum. »Schläfst du mit offenen Augen?«
»Nein, warum?«
»Ich habe gefragt, welche Pizza ich dir bestellen darf.«
»Oh, entschuldige. Ich nehme eine Funghi mit extra Käse.«
Während Carter die Bestellung über eine App im Handy aufgab, fragte er: »Woran hast du gedacht? Du warst komplett weggetreten.«
Sie grinste. »An mein letztes Date.«
Carter legte das Handy zur Seite. »Wir haben gerade die heißesten Küsse ausgetauscht, die unser Sonnensystem je gesehen hat, und du denkst an einen anderen Kerl?« Er zog eine Augenbraue hoch.
»Von dem Typen droht dir keine Gefahr.« Lachend kuschelte sie sich an Carters Brust, der sanft mit den Fingerspitzen über ihren Arm strich. »Ich habe daran gedacht, wie schön es mit dir ist. Bisher endete mein Märchen immer an dem Punkt, wo der Frosch zur Prinzessin sagt, dass er von dem goldenen Tellerlein essen und in ihrem Bettlein schlafen will. Ein Prinz ist nie daraus geworden.«
Carter musste schmunzeln. »Was passiert, wenn sich auch dieser Frosch nicht in deinen Traumprinzen verwandelt?« Er zeigte auf sich.
»Es hilft, dass du ein besonders attraktiver Frosch bist. Da kann ich über den ein oder anderen Makel hinwegsehen.«
»Na warte.« Carter rollte sich lachend auf Joanna, hielt ihre Hände über ihrem Kopf fest. »Über welche Makel sprechen wir denn?«
»Da wäre zum Beispiel dein schrecklicher Perfektionismus.«
»Was ist daran schlecht?« Er wartete ihre Antwort nicht ab, strich zärtlich mit dem Mund über ihre Lippen. Die sanften Tupfer wurden rasch zu einem tiefen, heißen Kuss. Da er Joannas Hände nach wie vor festhielt, konnte sie nichts weiter tun, als seine Zärtlichkeiten zu genießen.
»Mhm, das war gut«, murmelte Carter. »Also, was genau magst du nicht an meinem Perfektionismus?«, wisperte er ihr leise ins Ohr, bevor ihm ein Ächzen entglitt, weil Joanna ihr Becken erneut an ihm rieb.
»Kann ich jetzt nicht beantworten. Du hast mich mit diesem Kuss ausgetrickst und mein Gehirn außer Betrieb gesetzt«, ließ Joanna ihn träumerisch wissen.
Es klopfte an der Tür.
Carter bewegte sich zur Seite und entließ Joanna widerwillig aus seinen Armen. »Das wird unsere Pizza sein. Ich sollte in dem Zustand besser nicht die Tür öffnen.« Mit einem bedeutungsvollen Grinsen blickte er an sich hinunter. »Würdest du das Essen annehmen? Ist schon per PayPal bezahlt.«
Als sie mit der Essenslieferung zurückkam, hatte Carter Gläser mit Wasser auf den Tisch gestellt, Küchenrolle als Alternative für Servietten bereitgelegt und zappte durch die Filme auf Netflix.
»Action, Krimi, Komödie oder Horror?«, wollte er wissen.
Joanna stellte die Pappschachteln auf den Tisch und ließ sich neben Carter auf die Couch fallen.
»Was würdest du wählen?«, fragte sie.
»Ich glaube nicht, dass dir mein Favorit gefällt.«
»Versuch es.«
»The Conjuring.«
»Verdammt, schon wieder perfekt. Der Film steht auf meiner Wunschliste weit oben.«
Carter schüttelte belustigt den Kopf. »Ich hätte ahnen müssen, dass du Horrorfilme magst, seit du mir spätabends in den Park gefolgt bist.«
Er drückte auf Abspielen, sie aßen ihre Pizza, sahen sich eng aneinander gekuschelt den Film an. Zwischendurch verselbstständigten sich Carters Gedanken. Er fragte sich, wie es ihm gelungen war, dass diese wunderbare Frau in seinen Armen lag, er sie streicheln und küssen durfte.
»Bleibst du heute Nacht bei mir?«, erkundigte sich Joanna, sobald der Abspann lief.
Als er nickte, erhob sie sich und hielt ihm die Hand hin. »Dann lass uns ins Bett gehen. Wir räumen morgen auf.«
Er ergriff Joannas Hand, aber vor ihrem Schlafzimmer blieb er stehen und nahm sie in die Arme. »Ich werde im Gästezimmer übernachten.«
»Warum?«
»Weil mir das mit uns zu wichtig ist, als es gleich am Anfang zu schnell anzugehen. Und wenn ich neben dir liege, werde ich nicht einfach nur schlafen können.«
Joanna seufzte gespielt. »Da hast du es. Der nächste Makel. Du bist viel zu vernünftig.«
Er lächelte sie versonnen an. »Fällt mir nicht leicht.«
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Kapitel 24 – Herz oder Kopf