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Wie ein Buch entsteht

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Ich wurde mehrfach gefragt, wie genau ein Buch entsteht. Sicher hat jeder Schriftsteller seine eigene Arbeitsweise. An einen Thriller oder ein historisches Buch muss man ganz anders herangehen als beispielsweise an einen Liebesroman wie “Neuanfang in Dolphin Bay“. Ich beantworte heute die acht häufigsten Fragen.

  1. Planen Sie Ihre Charaktere im Vorfeld?
    Nur ganz schemenhaft. Sie entstehen aus der Idee heraus und nehmen im Laufe des Buches Gestalt und ihre Eigenschaften an. Oft finden Protagonisten ganz spontan den Weg in die Geschichte. Im Grunde wie im wahren Leben: Menschen entwickeln sich und wir lernen immer wieder verschiedene Leute kennen.
  2. Planen Sie die komplette Geschichte im Voraus?
    Nein, ich habe eine Grundidee, die ich ausbaue. Über mehrere Wochen schreibe ich meine Einfälle auf, bis das Gerüst der Geschichte steht. Der Rest entwickelt sich beim Schreiben.
  3. Was ist das Schwerste bei der Entstehung eines Romans?
    Für mich sind das immer der Anfang und das Ende einer Story. Der Beginn muss so interessant sein, dass der Leser wissen möchte, wie es weitergeht. Schon die ersten Sätze sollten packen. Und am Ende fällt es mir schwer, die im Laufe der Zeit lieb gewonnenen Charaktere sich selbst zu überlassen. Dafür den richtigen Zeitpunkt zu finden, ist in meinen Augen eine Königsdisziplin. Ich persönlich mag zum Beispiel keine Bücher, die abrupt enden. Ich lasse meine Leser bei einem Liebesroman noch ein wenig vom Happy End miterleben, bevor die Geschichte dann wirklich zum Abschluss kommt.
  4. Wie läuft der Schreibprozess ab?
    Ich arbeite in mehreren Schritten. Im ersten Schritt skizziere ich die Grundidee. Damit komme ich meist auf ungefähr 150 Seiten. Ist der schwierige Anfang gemacht, geht mir der Rest leicht von der Hand. Danach fängt die Arbeit, also der Spaß, erst richtig an. Jetzt wird die Geschichte ausgebaut und umgeschrieben. Manche Teile streiche ich schweren Herzens, weil sie doch nicht passen. Am Ende komme ich bei ca. 300 Seiten an. Im nächsten Schritt feile ich an den Sätzen, suche nach doppelten Worten und besseren Formulierungen. Ich achte auf leichte Lesbarkeit und hauche den wichtigen Momenten im Buch durch eine detailliertere Beschreibung noch mehr Leben ein. Tippfehler korrigiere ich unterwegs natürlich auch. Wenn dann alles fertig ist, geht es ans erste Lektorat. Obwohl ich Lektorin bin, fällt es mir nicht leicht, mich selber zu korrigieren. Daher lasse ich das Buch zunächst für zwei Wochen liegen, um es anschließend mit frischem Blick zu bearbeiten. Nach weiteren zwei Wochen gehe ich alles erneut durch.
  5. Benutzen Sie eine spezielle Software?
    Ja, das ist für mich das wichtigste Werkzeug überhaupt. Ich rate jedem (Neu-) Autor, ein paar Euro in das richtige Programm zu investieren. Vergessen Sie reine Schreibprogramme, die werden Ihnen den letzten Nerv rauben. Und das sage ich, obwohl (oder gerade weil) ich viele Jahre als EDV-Dozentin unterwegs war. Das gilt besonders, wenn Sie Ihr Buch selber verlegen. Ich habe verschiedene Software ausprobiert und mich dann für Papyrus Autor (unbezahlte Werbung an dieser Stelle!) entschieden. Ich habe selten Geld so gut angelegt. Viele Features des Programms nutze ich nicht, da ich für meine Romane keine aufwendige Recherche betreiben muss und auch keine Unmengen an Charakteren auftauchen lasse. Aber allein die Formatierungsmöglichkeiten, das Einfügen von Kommentaren und die Textschnipsel sind Gold wert. Vom Duden Korrektor und dem wirklich guten Thesaurus mal abgesehen. Die Stilanalyse ist ein weiteres gutes Hilfsmittel. Diese setzte ich ein, allerdings mit Bedacht. Hier läuft man schnell Gefahr, dass das Buch nicht mehr natürlich wirkt. Außerdem meine persönliche Meinung: Füllwörter sind nicht immer schlecht 😉 Möchten Sie schreiben, probieren Sie die kostenlose Version der Software risikofrei aus.
  6. Wie überarbeiten Sie ein Buch?
    Ich erfasse den Text mit den Augen des Lesers. Welche Stellen sind vielleicht nicht verständlich? Schließlich sitzt der Leser nicht in meinem Kopf. Habe ich irgendwo den Namen der Charaktere verwechselt? Das kann im Eifer des Gefechts durchaus passieren. Ist etwas unlogisch, weil ich es im Vorfeld noch gar nicht erklärt habe? Das sind bedeutende Kriterien. Besonders wichtig sind mir meine Testleser. Deren Feedback ist Gold wert.
  7. Wie viele Stunden schreiben Sie an einem Buch?
    Das habe ich ehrlich gesagt noch nie nachgehalten. Ich schaffe ungefähr 10 bis 15 Stunden in der Woche. An einem Buch arbeite ich ca. 6 bis 7 Monate. Dabei habe ich aber kein Tagesziel. Ich schreibe, wenn es mein normaler Arbeitsalltag erlaubt. Ich mache mir keinen Stress, denn schließlich möchte ich mit dem Ergebnis glücklich sein. Das lässt sich mit dem Reifeprozess eines guten Weines vergleichen.
  8. Ist bei Ihnen alles Fiktion?
    Jeder Schriftsteller lässt natürlich auch immer ein paar persönliche Dinge mit in den Text einfließen – wie bei mir beispielsweise der Kojotenangriff, der mich lange beschäftigt hat. Meine Romane sind jedoch reine Fiktion.